Microseeds sind ein unerwünschtes Phänomen in der Erzeugung und Weiterverarbeitung von Cannabis. Sie können die Wirkung von Präparaten beeinträchtigen und haben zum Teil negativen Einfluss auf den Geschmack und das Aroma der zugrunde liegenden Cannabisblüten. In diesem Artikel beleuchten wir die Ursachen für Microseeds, welche Probleme sie bei der Kultivierung von Cannabispflanzen mit sich bringen und wie sie sich auf den therapeutischen Nutzen von medizinischen Präparaten auswirken.
Microseeds, gelegentlich auch als Mikroseeds oder Miniaturseeds bezeichnet, sind außergewöhnlich kleine Samen, die in manchen Cannabisblüten auftreten können. Im Gegensatz zu regulären Cannabissamen, die typischerweise 2-5 Millimeter groß sind, messen Microseeds oft weniger als 2 Millimeter im Durchmesser. Daher können sie bei der Begutachtung mit dem bloßen Auge leicht übersehen werden. Microseeds sind meist härter als herkömmliche Samen, was der gleichmäßigen Freisetzung von medizinischen Wirkstoffen entgegenwirkt. Zudem sind Microseeds an ihrer dunklen Farbe zu erkennen. [1]
Das Entstehen von Microseeds kann mit Stressfaktoren im Pflanzenwachstum zusammenhängen. Der Inhalt kann folglich, je nach Zustand und Genetik der Pflanze, variieren. Es handelt sich bei Microseeds nicht um ein vollausgereiftes Nebenprodukt, sondern in aller Regel um unterversorgtes Saatgut mit abweichendem Wirkstoffgehalt. [2]
Ein erhöhter Anteil von Microseeds schränkt den medizinischen Nutzen von Cannabispräparaten ein. Zwar sind Microseeds nicht prinzipiell als schädlich ausgewiesen, verunreinigen das Präparat jedoch insofern, als dass sich die Wirkung möglicherweise nicht mit der erforderlichen Zuverlässigkeit einstellt. In manchen Fällen berichten Patient:innen zudem davon, dass das Erhitzen und Inhalieren von Cannabis mit Microseeds einen erhöhten Hustenreiz provoziert. [3] Darüber hinaus gibt es Vermutungen, die eine gesundheitsschädigende Wirkung von Microseeds nahelegen. [4] Die genauen Auswirkungen auf den menschlichen Körper sind Gegenstand aktueller Forschung.
In der Natur ist die Entstehung von Cannabis mit Microseeds entweder ein genetisch bedingter Defekt, eine Irritation der Pflanze durch Hormone und Chemikalien oder eine Notfallreaktion auf äußeren Stress, bedingt durch unregelmäßige Lichtzyklen, extreme Temperaturen oder Nährstoffmangel. Microseeds erfüllen die Funktion, die Fortpflanzung auch außerhalb optimaler Wachstumszyklen zu gewährleisten. Dies geschieht ohne die Bestäubung durch männliche Pflanzen. Mit anderen Worten: Wenn es der weiblichen Cannabispflanze schlecht geht, befruchtet sie sich selbst und produziert dadurch minderwertige Samen. Dieser Vorgang wird auch als Herming oder Hermaphroditismus bezeichnet. Das dadurch entstandene Samenmaterial, bestehend aus den Microseeds, verfügt über eine geringere Keimfähigkeit und neigt zu genetischer Instabilität. Dadurch verfügt es über kaum vorhersehbare Eigenschaften. [5]
Sowohl die Ursachen als auch die genauen Auswirkungen von Microseeds auf den menschlichen Körper sind nicht restlos geklärt. Insbesondere in der therapeutischen Anwendung stellen sie einen erheblichen Störfaktor dar. Die Qualität von medizinischen Cannabispräparaten misst sich daher insbesondere an der erfolgreichen Vermeidung von Microseeds und ihrem unvorhersehbaren Einfluss auf das Wirkungsprofil.
Mitunter sind Microseeds sogar ein Indikator für mangelhafte Aufzuchtbedingungen: Pflanzen, die eine hohe Konzentration an Microseeds zeigen, waren möglicherweise erheblichem Stress ausgesetzt. Das wiederum könnte sich auch auf andere Eigenschaften des Präparats auswirken, etwa in Form eines ungleichmäßigen Wirkungsprofils, fehlender Potenz oder veränderter Geschmacksnuancen.
Zeitgemäße Anbaumethoden zur Vermeidung von Microseeds umfassen die genetische Selektion von Sorten und Pflanzen, die nicht zur Selbstbestäubung neigen, die Isolation der weiblichen Pflanzen und den Einsatz fortschrittlicher Kontrollmechanismen zur Steuerung der Licht- und Nährstoffzufuhr, Temperatur und Feuchtigkeit. Bei der Entwicklung neuer medizinischer Cannabissorten ist zudem eine ausreichend lange Stabilisierungsphase des genetischen Profils angezeigt, um Mutationen vorzubeugen, die Selbstbestäubungsprozesse begünstigen.