February 13, 2025

Cannabis in der nächsten Legislaturperiode – Eine nüchterne Analyse möglicher Entwicklungen

Die politische Landschaft in Deutschland befindet sich im stetigen Wandel. Besonders im Bereich der Cannabis-Gesetzgebung wird zwischen fortschrittlichen Reformvorhaben und bürokratischen Hemmnissen abgewogen. Dieser Artikel beleuchtet potenzielle Entwicklungen in der kommenden Legislaturperiode, gibt einen Überblick und widmet sich dabei auch dem Konzept der sogenannten „Social Clubs“ – Einrichtungen, in denen Mitglieder in einem regulierten Rahmen Cannabis anbauen und konsumieren können.

Social Clubs – Definition und Hintergründe

Social Clubs werden in Deutschland als Orte definiert, an denen registrierte Mitglieder unter kontrollierten Bedingungen Cannabis anbauen dürfen. Ziel ist es, den Schwarzmarkt zu reduzieren und den Zugang zu qualitativ hochwertigem Cannabis in einem geschützten Rahmen zu ermöglichen. In Spanien etwa gibt es seit Jahren derartige Einrichtungen, die als alternatives Modell zur staatlichen Regulierung diskutiert werden. [1]

Das CanG ausMERZen? Ein Kommentar von Michael Knodt

Die totale Rücknahme des CanG wäre nur mit Mehrheiten jenseits der Brandmauer durchsetzbar. Auch eine CDU unter Friedrich Merz wird diesen Tabubruch nicht für den politischen Nebenschauplatz Cannabis riskieren. Allerdings wird die Grüne Welle ihr Tempo unter einer Unions geführten Koalition deutlich reduzieren. Eine umfassende Regulierung, wie derzeit noch geplant, wird es mit Merz und Söder nicht geben. Man wird sich dann in zähen Verhandlungen darauf einigen, die Laufzeiten der lokalen Modellprojekte und auch der bereits genehmigten Clubs abzuwarten, um nach Ablauf dieser Fristen neu zu evaluieren. So kann sich die CDU darauf berufen, nicht mehr zuzulassen, als man aus rechtlichen Gründen muss, während SPD und/ oder Grüne darauf verweisen werden, man habe die Rücknahme des CanG durch ein paar Zugeständnisse heldenhaft verhindert. Wie diese Zugeständnisse konkret aussehen, entscheiden dann allerdings nicht die drogenpolitschen Lautsprecher der Parteien, sondern kompromissbereite Ausschüsse im Rahmen kommender Koalitionsverhandlungen. Am Ende wird der cannabispolitische Stillstand von allen Seiten als Sieg vermarktet, obwohl es wenig bis keinerlei Fortschritte geben wird. 

Das eigentliche Problem, Konsumierenden mithilfe eine Regelwerks eine Alternative zum Schwarzmarkt zu bieten und so auch den aktuell absolut überlastenden Medizinalcannabis-Markt ein wenig zu entlasten, werden weder ein fauler Kompromiss noch eine komplette Rücknahme des CanG lösen. Die Clubs können, wie die letzten Monate bewiesen haben, auch nur einen sehr geringen Teil unter maximalem Verwaltungsaufwand zur Lösung beitragen. Ohne eine Fakten basierte Lösung, die auch die Belange und Probleme rund um den Freizeitkonsum für Erwachsene und somit den Schwarzmarkt ins Visier nimmt, bleibt die stetig wachsende Zahl von Patientinnen und Patienten viel eher eine politische denn eine medizinische Herausforderung.

Herausforderungen und rechtliche Unsicherheiten

Herausforderungen und rechtliche Unsicherheiten

  1. Pilotphasen und Instabilität
    Viele Gesetzesentwürfe – auch in internationalen Kontexten – sehen zunächst befristete Pilotprojekte vor. In solchen Modellen kann es nach Ablauf der Testphase zu politischen Kurswechseln kommen, was den Fortbestand der Social Clubs gefährden kann. [2]
  2. Investitionsrisiken und Entschädigungsfragen
    Betreiber, die in den Aufbau von Infrastruktur, Anbaustrukturen und Sicherheitskonzepten investieren, könnten im Fall eines abrupten politischen Richtungswechsels ohne adäquate Entschädigung dastehen. Diskussionen in juristischen Fachkreisen – etwa in der Fachzeitschrift Suchttherapie – beleuchten diese Problematik. [3]
  3. Verhältnismäßigkeit und Marktdynamik
    Kurzfristige Änderungen im regulatorischen Rahmen können zu erheblicher Rechtsunsicherheit führen. Eine instabile Gesetzeslage beeinträchtigt die langfristige Planung und wirtschaftliche Stabilität, insbesondere für kleinere Akteure. [4]

Die juristische Herausforderung in der Gesetzgebung

Da sich viele Leserinnen und Leser bislang nicht intensiv mit den rechtlichen Feinheiten befasst haben, möchten wir in diesem Abschnitt kurz erläutern, wo genau die juristischen Hürden in der Zukunft liegen und warum sie so komplex sind. Von Alterskontrollen über Lizenzvergaben bis hin zu unterschiedlichen Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern – in der Praxis ergeben sich zahlreiche Punkte, an denen sich Prozesse verzögern oder gar verhindern lassen.

Kernpunkte der rechtlichen Herausforderungen

  • Komplexe Regulierungsstrukturen
    Themen wie Alterskontrollen, Lizenzvergaben, Grenzwerte für Wirkstoffe (z. B. THC und CBD) sowie Qualitätsprüfungen erfordern eine detaillierte gesetzliche Grundlage. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) stellt hierzu regelmäßig aktualisierte Richtlinien bereit, die auch im medizinischen Bereich Gültigkeit besitzen. [5]
  • Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern
    Die Umsetzung der Gesetzgebung wird durch unterschiedliche Regelungen auf Bundes- und Länderebene erschwert. Insbesondere bei Modellprojekten und Social Clubs kann es zu uneinheitlichen Genehmigungsprozessen kommen, was bereits in mehreren Berichten des Deutschen Bundestages thematisiert wurde. [6]
  • Behördliche Kapazitäten
    Schon bei der Qualitätskontrolle und Überwachung des medizinischen Cannabis mangelt es häufig an personellen und technischen Ressourcen. Eine Ausweitung des Marktes auf den Freizeitbereich würde den Bedarf an Prüf- und Kontrollkapazitäten weiter erhöhen – ein Thema, das auch im Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Drogenkonsum und Gesundheit diskutiert wird .[7]

Rechtliche Auseinandersetzungen
Unternehmen, die aufgrund bürokratischer Hürden oder nachträglicher Gesetzesänderungen finanzielle Einbußen erleiden, könnten juristische Schritte einleiten. Solche Konflikte werden beispielsweise in Fachbeiträgen in juristischen Fachzeitschriften wie der Zeitschrift für Rechtspolitik thematisiert.[8]

Mögliche Szenarien für die nächste Legislaturperiode in Bezug auf Cannabis allgemein

  1. Hier gehen wir in drei Punkten auf mögliche Szenarien ein, welche durch die kommende Wahl eintreffen könnten:

    1. Fortführung der „Grünen Welle“
      • Reduzierung bürokratischer Hürden:
        Vereinfachte Genehmigungsverfahren würden den Übergang in einen regulierten Freizeitmarkt erleichtern und gleichzeitig den Fokus auf Qualitätssicherung legen.
    2. Kompromisslösungen und regionale Modellprojekte
      • Differenzierte Herangehensweise:
        Es ist denkbar, dass in einigen Regionen Modellprojekte zur kontrollierten Freigabe durchgeführt werden, während andere Gebiete restriktivere Regelungen beibehalten. Hierzu gibt es bereits erste Diskussionen im Deutschen Bundestag. [6]
      • Unklare Entschädigungsregelungen:
        Die Frage, wie Investitionsverluste im Falle eines abrupten Richtungswechsels kompensiert werden können, bleibt zunächst offen und müsste juristisch geklärt werden. [3]
    3. Rückschritt in konservativere Konstellationen
      • Folgen für Investoren:
        Ein solcher Rückschritt würde nicht nur den Freizeitmarkt betreffen, sondern könnte auch zu langwierigen Rechtsstreitigkeiten und finanziellen Belastungen für Investoren führen, wie bereits in Berichten der Zeitschrift für Rechtspolitik erläutert wird .[8]


Bedeutung für medizinisches Cannabis

Für Unternehmen aus der Pharmabranche und Investoren ist es entscheidend, sich über aktuelle und potenzielle Gesetzesentwürfe genau zu informieren. Gleichzeitig stellen sich viele Patientinnen und Patienten die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass Cannabis wieder als streng reguliertes Betäubungsmittel (BtM) eingestuft wird. Zwar lässt sich ein politischer Kurswechsel nie vollständig ausschließen, doch gibt es aktuell nur wenige Anzeichen für eine Rückkehr in alte Strukturen. Dennoch ist es ratsam, politische Entwicklungen weiterhin genau zu verfolgen, um frühzeitig reagieren zu können.

Was macht Barongo, um den Überblick zu behalten?

  1. Kontinuierliche Markt- und Gesetzesbeobachtung
    Barongo verfolgt laufend relevante politische Debatten und Gesetzesvorhaben, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können.
  2. Vernetzung und Austausch
    Durch Austausch mit Fachleuten, Jurist:innen und Branchenexperten verschafft sich Barongo stets aktuelles Wissen und kann Handlungsstrategien anpassen.
  3. Dokumentation und Transparenz
    Investitions- und Projektinformationen werden konsequent dokumentiert und ausgewertet. So erkennt Barongo mögliche Risiken frühzeitig und kann passende Strategien entwickeln.

 

Ein Blick in die Zukunft

Die kommende Legislaturperiode bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Während progressive Gesetzesvorhaben den Weg für eine überarbeitete Regulierung ebnen könnten, bleibt die Unsicherheit aufgrund befristeter Pilotprojekte und möglicher politischer Richtungswechsel bestehen. Besonders das Konzept der Social Clubs veranschaulicht exemplarisch den Drahtseilakt zwischen innovativen Ansätzen und rechtlicher Stabilität.

Barongo wird weiterhin die wichtigsten Entwicklungen beobachten und transparent aufbereiten!
1. European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA). (2023). European Drug Report 2023: Trends and Developments. Abgerufen von https://www.emcdda.europa.eu
2. Instituto de Salud Carlos III. (2019). Cannabis Social Clubs in Spain – An Overview. Verfügbar unter: https://www.isciii.es
(Hinweis: Diese Quelle bietet Einblicke in den spanischen Ansatz, der oft als Referenz für Social Clubs herangezogen wird.)
3. Fischer, B., et al. (2020). „Rechtliche Rahmenbedingungen und Investitionsrisiken im Kontext der Cannabisregulierung.“ Suchttherapie, 21(4), 287–293.
4. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (2022). Cannabis und Gesundheit. Abgerufen von https://www.drugcom.de
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). (2023). Cannabis auf Rezept – Richtlinien und Informationen. Abgerufen von https://www.bfarm.de
5. Deutscher Bundestag. (2022). Bericht zur aktuellen Gesetzeslage im Bereich Cannabis. Abgerufen von https://www.bundestag.de
Robert Koch-Institut (RKI). (2020). Drogen- und Suchtverhalten in Deutschland – Gesundheitsberichterstattung. Abgerufen von https://www.rki.de
6. Haas, H. (2021). „Rechtliche Unsicherheiten in der Cannabisregulierung – Eine Analyse aktueller Herausforderungen.“ Zeitschrift für Rechtspolitik, 42(3), 311–329.
7. Bundesministerium für Gesundheit (BMG). (2023). Cannabis als Medizin – Aktuelle Entwicklungen und Reformansätze. Abgerufen von https://www.bundesgesundheitsministerium.de

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