March 18, 2025

Cannabis-Analysen in der Apotheke – Wissen statt Rätselraten

Die Cannabis-Landschaft in Deutschland bleibt in Bewegung. Während auf Bundesebene die Regulierung und die Diskussion um Social Clubs weiterhin für Schlagzeilen sorgen, rückt auf lokaler Ebene ein neues Angebot eines Werler Apothekers in den Fokus: die professionelle Messung von THC- und CBD-Gehalten in privat angebauten Cannabisblüten. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Entwicklungen und ordnet sie in den größeren Kontext bestehender rechtlicher Rahmenbedingungen ein. Ebenso werden Herausforderungen, Chancen und mögliche Szenarien für die kommenden Jahre beleuchtet.

Werler Apotheker misst Wirkstoffgehalte – Hintergrund und Motivation

Ein Apotheker aus Werl sorgt derzeit für Aufsehen, indem er Privatpersonen anbietet, den Wirkstoffgehalt ihres selbst angebauten Cannabis überprüfen zu lassen. Sein Ziel: Aufklärung und Sicherheit. Denn viele Hobbygärtnerinnen und -gärtner wissen nicht, welche Konzentration an THC und CBD sie konsumieren. Mit seinem Nahinfrarotspektrometrie-Gerät – einer Technik, die unter anderem auch von Behörden eingesetzt wird – kann er den exakten Gehalt innerhalb weniger Sekunden ermitteln. [1]

Warum dieser Service wichtig ist

  • Unwissenheit und Risiken: Wer Cannabis konsumiert, sollte über dessen Wirkstoffgehalt Bescheid wissen, um einer Überdosierung oder unerwünschten Nebenwirkungen vorzubeugen.
  • Aufklärung statt Moralpredigt: Nach Aussagen des Apothekers sollen Menschen, die sich ohnehin für den Konsum entscheiden, verantwortungsvoll und informiert handeln können.

Auch für Social Clubs interessant?

Vereine setzen auf kollektiven Anbau unter Auflagen. Mitglieder dürfen gemeinsam anbauen, müssen jedoch den Wirkstoffgehalt ihrer Ernte messen lassen. So ist gewährleistet, dass die Konsumentinnen und Konsumenten nicht ungewollt zu hohen THC-Konzentrationen ausgesetzt sind. [2] Hier könnten die Apotheken in Zukunft auch mit geeigneten Messinstrumenten unterstützen. 

 

AKTUELLE HERAUSFORDERUNGEN

Trotz des neuen Services in Werl und ähnlicher Initiativen bleiben zahlreiche Fragen ungeklärt, die sowohl für Einzelpersonen als auch für professionelle Anbieter und Social Clubs relevant sind.

  1. Gesetzlicher Graubereich beim Privatgebrauch
    Obwohl seit dem 1. April unter bestimmten Voraussetzungen das private Anpflanzen von bis zu drei Pflanzen legalisiert wurde, bleiben viele Detailfragen zu Dosierung, Qualitätssicherung und Jugendschutz offen. [3]
  2. Qualität und Sicherheit der Messverfahren
    Die eingesetzten Nahinfrarotspektrometrie-Geräte sind zwar erprobt, aber in der Breite der Apotheken längst nicht flächendeckend verfügbar. Dadurch entsteht eine Ungleichheit, bei der manche Regionen bereits gut versorgt sind, während andere noch im Dunkeln tappen. [1]
  3. Lückenhafte Aufklärung
    Der Ansturm auf die Werler Apotheke – laut Bericht bis zu 100 Kundinnen und Kunden pro Tag – zeigt, dass der Bedarf an seriöser Information groß ist. Die breite Bevölkerung ist jedoch noch nicht überall gleich gut aufgeklärt, was ein nicht zu unterschätzendes Risiko für Fehlgebrauch oder negative Gesundheitsfolgen darstellen kann. [4]

Kernpunkte der rechtlichen Diskussion

Zuständigkeit und Kontrollmechanismen

Ähnlich wie bei der Diskussion um Social Clubs kommt auch beim privaten Anbau die Frage auf, wer zuständig ist, die Einhaltung von Richtlinien zu prüfen und ob es überhaupt ausreichende Kontrollkapazitäten gibt. Gerade Apotheken, die sich wie in Werl diesem Thema annehmen, werden zur zentralen Anlaufstelle für Konsumentinnen und Konsumenten, die Rat suchen. [3]

Alterskontrollen und Prävention

Obwohl in der Theorie eine Altersgrenze ab 18 Jahren gilt, bleibt unklar, wie effektiv diese bei privaten Anpflanzungen durchgesetzt wird. Eine flächendeckende Überwachung ist praktisch kaum möglich, was wiederum zu Bedenken hinsichtlich des Jugendschutzes führt. [5]

Haftungsfragen

Wenn Apotheken oder andere Dienstleister Messungen vornehmen, kann die Frage aufkommen, inwieweit sie haften, sollten Fehler in der Analyse auftreten. Ob diese rechtliche Grauzone zur Hürde für weitere Anbieter wird, bleibt abzuwarten. [6]

Mögliche Szenarien für die nächste Legislaturperiode in Bezug auf Cannabis allgemein

    1. Stetige Professionalisierung
      Das Angebot seriöser Analysemöglichkeiten – etwa durch Apotheken – könnte dazu führen, dass Eigenanbau legaler und gleichzeitig sicherer gestaltet wird. Eine stärkere Kooperation zwischen Gesundheitsinstitutionen und Hobbyanbauenden wäre denkbar.
    2. Regionale Modellprojekte
      Ähnlich wie bei Social Clubs könnten in einzelnen Kommunen oder Bundesländern Pilotprojekte gestartet werden, um die Auswirkungen der privaten Cannabisanalysen in Apotheken genauer unter die Lupe zu nehmen.
    3. Regulatorische Verschärfungen
      Bei möglichem Missbrauch oder in Fällen, in denen Jugendschutz und Qualitätskontrolle vernachlässigt werden, könnten konservativere Kräfte eine Rücknahme oder striktere Regulierung fordern. Dass es dann ähnlich wie in anderen Politikfeldern zu langwierigen Prozessen und Unsicherheiten kommt, ist nicht auszuschließen. [7]

       


Bedeutung für Cannabis

Die steigende Nachfrage nach Cannabis, ob medizinisch oder privat, spiegelt sich auch in Apotheken wider. Für Patientinnen und Patienten, die auf Cannabis als Arzneimittel angewiesen sind, könnten eine breitere Aufklärung und sichere Analysemethoden Vorteile bringen. Gleichzeitig besteht jedoch die Gefahr, dass der medizinische Markt erneut unter Druck gerät, wenn sich Ressourcen vorrangig in Richtung Freizeitkonsum verschieben. [8]

Wie reagieren Expert:innen und Branchenakteure?

  • Apotheker wie Ulf Schmidt
    Sie bieten private Analysen an und tragen damit erheblich zur Aufklärung bei. Langfristig entsteht hier eine neue Dienstleistungssparte in Apotheken. [1]
  • Social Clubs und Vereine
    Vereine wie „Powerflower e.V.“ in Castrop-Rauxel sind auf professionelle Messungen angewiesen. Durch die Zusammenarbeit mit spezialisierten Apotheken können sie ihre Auflagen erfüllen und Mitgliedern eine sichere Konsumerfahrung ermöglichen. [2]
  • Politik und Behörden
    Noch liegt der Fokus stark auf übergeordneten Gesetzesreformen. Regionale Initiativen könnten jedoch beispielhaft zeigen, ob und wie eine gut regulierte Praxis des Eigenanbaus funktionieren kann. [3]

 

Fazit

Eigenanbau und Social Clubs sind mehr als nur ein Randphänomen. Das Beispiel aus Werl zeigt, dass sich viele Menschen nicht nur für das Produkt Cannabis selbst, sondern auch für dessen Qualität und Wirkstoffgehalt interessieren. Mit der wachsenden Nachfrage nach Analyseverfahren und professioneller Beratung geraten Apotheken in eine Schlüsselposition – sowohl als gesundheitspolitische Instanz als auch als Vermittler wissenschaftlicher Erkenntnisse.
1. Soester Anzeiger (27.01.2025): Werler Apotheker prüft Cannabispflanzen von Hobbyzüchtern – „Sie sollen wissen, was sie tun“.
2. Soester Anzeiger (27.01.2025): Test der „ersten Ernte“ aus Castrop-Rauxel: Timo Vieting und „Powerflower e.V.“.
3. Apotheke Adhoc (10.02.2025): Cannabis aus Eigenanbau: Apotheker checkt private Blüten.
4. Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Drogenkonsum und Gesundheit (aktualisierte Fassung 2024).
5. Zeitschrift für Rechtspolitik (Ausgabe 2024/25).
6. Deutscher Bundestag: Drucksache zur Cannabis-Legalisierung und Modellprojekten (2024).
7. Fachzeitschrift Suchttherapie (2024): Medizinalcannabis – Herausforderungen in einer wachsenden Branche.

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